Das Wassersportrevier
Das Wassersportrevier der westlichen Boddenkette Vorpommerns erstreckt sich über fast 70 km vom Gellen bei Barhöft im Osten bis nach Ribnitz-Damgarten im Westen. Begrenzt werden die Bodden im Süden durch das Festland Vorpommerns und im Westen und Norden durch die Halbinsel Fischland-Darss-Zingst, die zum größten Teil in Schutzzonen des Nationalparks Vorpommersche Boddenlandschaft unterteilt ist.
Von Barhöft kommend, dessen moderner und großzügig gestalteter Hafen als Sprungbrett dienen kann, führt südlich der Inseln Bock und Werder (gesperrte Vogelschutzgebiete) ein betonntes Fahrwasser bis in die Grabow und dann weiter in den Barther Bodden. Bis zum Barther Bodden gibt es für größere Boote keine Anlegemöglichkeiten. Jollen und kleine Motorboote können im Süden der Grabow in den kleinen Hafen der Gemeinde Dabitz einlaufen, hier gibt es jedoch außer Einsamkeit und gepflegten Grünanlagen keinerlei Service oder Einkaufsmöglichkeiten. Den Barther Bodden erreichend hat der Wassersportler die Wahl, ob er Barth oder Zingst anlaufen möchte.
Der zweite Hafen am Bodden neben Barth ist der Zingster. Das Fahrwassser nach Zingst zweigt in der Mitte des Barther Boddens an Steuerbord des Barther Fahrwassers ab und geht bald über in den Zingster Strom zwischen den Inseln Oie und Kirr sowie der Halbinsel Zingst. Die beiden Inseln sind ebenfalls Vogelschutzgebiete. Zingst bietet auch verschiedenen Liegemöglichkeiten, so zum Beispiel im Wasserwanderstützpunkt, beim Seesportverein Zingst oder dem Yachtclub Zingst. Darüber hinaus gibt es noch private Anbieter und einige Angelvereine. Der Service für Wassersportler ist in Zingst auf ein Wassersportgeschäft begrenzt.
Einkaufsmöglichkeiten sind im Ort ausreichend vorhanden. Zingst hat den typischen Charakter eines Ostseebades mit viel Besucherverkehr. Der breite Sandstrand an der Ostsee lädt zum Baden ein, darüber hinaus lohnt ein Ortsbummel.
Will man weiter in die westlichen Bodden, muss man an Zingst vorbei bis zur Meinigenbrücke. Leider öffnet diese nur einmal täglich, Abhilfe kommt erst mit dem Brückenneubau ab 2005. Man sollte sich deshalb vorher über die Brückenöffnungszeiten informieren. Überhaupt erfordert der gesamte Törn etwas navigatorische Vorbereitung. An Bord sollten sich unbedingt aktuelle Seekarten befinden, der Skipper muss sich über die Wassertiefen des Reviers sowie der Häfen im Klaren sein und unbedingt über die Schutzzonen des Nationalparks kundig machen, um späteren Ärger mit den Behörden zu vermeiden.
Nach der Brückendurchfahrt befindet man sich im Bodstedter Bodden und hat mehrere Häfen zur Auswahl.
In Fuhlendorf und Wieck laden neuerbaute Wasserwanderstützpunkte ein, ebenso in Prerow, allerdings nach der Fahrt durch den navigatorisch etwas anspruchsvolleren Prerowstrom. In Bodstedt befindet sich ein Traditionshafen mit ca. 15 Zeesenbooten, hier findet im September die alljährliche Bodstedter Zeesenbootregatta statt.
In allen Häfen gibt es außer den Sanitäranlagen keinen weiteren Service für Wassersportler und mit Ausnahme von Prerow sind die Einkaufsmöglichkeiten beschränkt. In Prerow ist noch viel von der alten Darßer Vergangenheit zu entdecken. Nicht entgehen lassen sollte man sich den Weg zum Weststrand und zum Leuchtturm Darßer Ort sowie das Heimatmuseum und die Seemannskirche.
Auf den Bodstedter Bodden folgen Nadelstrom und Koppelstrom. Hier liegt Born, das zwar einen kleinen Hafen, aber noch keinen Wasserwanderstützpunkt besitzt.
Auf dem Wege zum Saaler Bodden, dem größten der westlichen Boddengewässer, muss man durch ein enges Fahrwasser zwischen kleinen Schilfinseln, die teilweise mit Bäumen bewachsen sind, den sogenannten Bülten, hindurchmanövrieren.
Nach den Bülten kann man auf der Festlandsseite sofort den modernen Wassersport-Vereinshafen von Neuendorf anlaufen. Sehenswürdigkeiten, Gastronomie oder Einkaufsmöglichkeiten gibt es in dem kleinem Dorf nicht.
Gegenüber, auf der Fischlandseite, befindet sich der kleine, gemütliche Fischerhafen von Althagen, einem Ortsteil von Ahrenshoop. In diesem Ostseebad mit seiner Steilküste gibt es gehobene Gastronomie, Boutiquen und Kunsthandwerk - vor allem Malerei - mit entsprechenden Ausstellungen.
Der nächste Hafen wäre das Ostseebad Wustrow, wieder mit Wasserwanderstützpunkt, Vereinshafen und Einkaufs-möglichkeiten. Im Ostseebad Dierhagen an der Südwestseite des Saaler Boddens wird gerade an der Vollendung des Wasserwanderstützpunktes gearbeitet.
Erst im letzten Jahr wurde der moderne Hafen von Ribnitz vollendet. Hier gibt es ausreichend Liegemöglichkeiten und auch einen Sevicestützpunkt für Wassersportler mit Bootsausrüster , Kran und Trailerslip. Im Ort ist eine Segelmacherin ansässig, die für ihren Service sowie die Qualität ihrer Arbeit bekannt ist. Im Ribnitzer Hafen liegt man leider sehr ungemütlich, da es noch keine Straßenumgehung um den Ort gibt und der gesamte Verkehr der B 105 in Richtung Rostock wenige Meter am Hafen vorbei führt.
Wer sich vor der Einfahrt in die Recknitz nicht scheut, kann auch in den Damgartener Hafen verholen, wo es bedeutend ruhiger zugeht. Es war auch der erste Hafen der westlichen Bodden, der Mitte der 90-er Jahre als moderner Wasserwander-stützpunkt gestaltet wurde. Auch hier ist eine Trailerslip vorhanden.
Der Vollständigkeit halber sollen noch die kleinen Vereinshäfen von Dändorf - westlich von Ribnitz - sowie von Langendamm an der Ostseite des Saaler Boddens erwähnt werden. Letzterer sollte nur mit geringem Tiefgang und entsprechender Ortskenntnis angelaufen werden.
In der letzter Zeit ist die Diskussion um einen Durchstich zur Ostsee bei Wustrow wieder entfacht. Während sich Ribnitz, Dierhagen und andere Gemeinden rund um die Bodden diesen zur Belebung des Wassersporttourismus wünschen, ist man in Wustrow aus Besorgnis um die Wasserqualität des Badewassers in der Ostsee und aus Furcht vor sinkenden Touristenzahlen dagegen. Das letzte Wort würde sowieso die Finanzierung sprechen, denn dieser Durchstich wird mit etwa 25 Mio. Euro veranschlagt.
Ein Urlaubstörn in die westlichen Boddengewässer ist immer lohnenswert, man kann hier bequem eine Woche Urlaub auf dem Wasser machen, ohne sich zu langweilen. Ständig gibt es neue Eindrücke zu sammeln und etwas zu entdecken. Das trifft für Erstbesucher genau so zu wie für alte Bekannte, die zu Vorwendezeiten mangels anderer Möglichkeiten hier ihren Sommerurlaub mit dem Boot verbrachten. Seitdem hat sich vieles - meist zum Positiven - verändert. Trotzdem ist dieses Revier bisher unter Wassersportlern Deutschlands leider (oder zum Glück) immer noch ein Geheimtip.